Widerstand und Versöhnung in "Yo Voy Ganao"
Von: Danny Carvajal R.
tertulias@alunaminga.org
Yo salgo es a buscar
Mi Mojarra frita, camarón,
Chipi chipi y mi caldero de arroz.
Yo voy ganao
Im Jahre 2013 hat die kolumbianische Band Systema Solar ihr Album „La Revancha del Burro“ veröffentlicht. Hier wird verdeutlicht, wie Musik als Mittel kultureller Bestätigung sowie sozialer Kritik wirkt. Die Musikband ist seitdem weltweit bekannt worden. In Deutschland gab es in den letzten Jahren mehrere Konzerte und andere Art von Veranstaltungen, sowie Anklang bei Künstler:innen der kolumbianischen Diaspora, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Partybegeisterten.
In der Geschichte kolonisierter Völker, denen ihre eigenständige Geschichtserzählung entrissen wurde, entwickelten sich künstlerische Ausdrucksformen stets zu zentralen Widerstandspraktiken – insbesondere durch Musik und Tanz. Kultur entsteht genau dort, wo Menschen das dringende Bedürfnis verspüren, ihr eigenes Wort zur Welt zu ergreifen. Sie gewinnt ihren befreienden Charakter insbesondere an zwei Schwellen: dort, wo Sprache an ihre Grenzen stößt, und dort, wo sich Unterdrückung in entfremdenden Symbolen und Praktiken institutionalisiert.
Der Song „Yo Voy Ganao“ ist dabei in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Neben dem tanzbaren Rhythmus lässt sich eine tiefere Botschaft übermitteln: Freude an der ländlichen, karibischen Kultur in Kolumbien und eine klare Kritik am westlichen Erfolgsmodell. Dieser Song feiert einfache Freuden des Alltags – wie „mojarra frita“ (gebratener Fisch) oder ein „Caldero de arroz“ (Reistopf) – als Symbole einer selbstversorgerischen Lebensweise. Der Ausdruck „Yo voy ganao“ bedeutet umgangssprachlich „Ich bin auf dem richtigen Weg“ oder „Mir geht's hervorragend“ – trotz (oder gerade wegen) eines Lebens abseits von Reichtum und Großstadt.
Es handelt sich hier vor allem um eine Kritik an einer entfremdenden Globalisierung und dem von ihr geförderten Konsumverhalten. „Yo no quiero ganarme millones / Yo no quiero quedarme de New Yores“ („Ich will keine Millionen verdienen / Ich will nicht in New York bleiben“). Hier wird erkannt, wie die Botschaft Systema Solar das kapitalistische Erfolgsdenken ablehnt, und gleichzeitig ein alternatives Lebensmodell fordert – eins, das nicht-konsumorientierte Aspekte wie Gemeinschaft, Autonomie und Freude betont. Die Musik von Systema Solar ist eine performative Kritik, eine permanente Aufforderung, die eigene Haltung ständig zu hinterfragen und, wenn möglich, jegliche Unterschiede und Widersprüche durch das Tanzen in Einklang bringen
Es ist ein zutiefst verbindender Sound, der Seele und Körper sofort zum Tanzen bewegt. Cumbia, Champeta, Currulao, Techno und andere kraftvolle Rhythmen, historisch aufgeladen durch den tiefen Wunsch nach Befreiung (viele dieser Rhythmen entstanden im Kontext von Sklaverei oder anderen, subtileren Formen der Unterdrückung). „Yo voy ganao“ wie auch andere Songs des Albums kritisieren nachdrücklich die Auffassung, dass das menschliche Leben auf die Produktion und Akkumulation von Kapital reduziert werden könnte. Es vermittelt auch eine emanzipatorische Botschaft in unserer Zeit, nämlich, Arbeit als eine würdige Handlung zurückzufordern, und unseren Handlungen einen Sinn zu verleihen, der über das bloße Überleben hinausgeht.
Der Titel des Albums – „La Revancha del Burro“ („Vergeltung des Esels“) – steht symbolisch für die Aufwertung des „Einfachen“. Der Esel, oft zum Arbeitstier reduziert und als Zeichen von Rückständigkeit angesehen, wird hier zum Symbol des Widerstands und der kulturellen Selbstbehauptung. In einer Zeit normalisierter Verschwendung von Gütern sind Aussagen wie „Ni tengo ni necesito“ („Ich habe weder noch brauche ich”) sowie die Aufforderung, einfach und mit Freude zu leben. In der Art von Selbstgenügsamkeit mit dem, was es unmittelbar gibt, sowie mit den Errungenschaften der Gemeinschaft werden das Einfache und das Lokale beansprucht und hervorgehoben.
Statt mit Wut oder Klagen bringt Systema Solar seine Kritik durch Feier, Rhythmus und Humor zum Ausdruck. Ihre Botschaft lautet: Die Musik, das Essen und die Kultur der Küstenregionen sind wertvoll – und sie sind politisch, gerade weil sie oft übersehen oder unterschätzt werden. Es bedarf keiner expliziten philosophischen Bezüge, um in diesen musikalischen Werken Elemente zu erkennen, die den Appetit auf Transzendenz im „Alltäglichsten“ und Immanenten anregen, den Genuss des Lebens. Das Werk von Systema Solar zielt darauf ab, in der Freude am Leben selbst Befriedigung zu finden, indem es die Tugend anerkennt, sich seine Nahrung durch die tägliche Arbeit zu verdienen. Es regt auch dazu an, die Verantwortung für die Entscheidung zu übernehmen, einen Platz auf dem Planeten einzunehmen, der gepflegt werden muss und wo auch andere Lebensformen leben.
„Yo Voy Ganao“ ist mehr als nur ein Gute-Laune-Lied. Es ist eine kulturelle und politische Erklärung, eingebettet in ein Album, das sich der Würde und Sichtbarkeit der kolumbianischen Küstenbevölkerung verschreibt. Es feiert das Leben, stellt Konventionen in Frage – und tut das mit einem Lächeln und einem Beat.
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Die Tertulia Freireana ist ein gemeinschaftlicher Raum, in dem wir durch interkulturellen, literarischen und philosophischen Dialog kritische Perspektiven entwickeln. Im Mittelpunkt steht der Austausch auf Augenhöhe: Wir lesen, interpretieren und diskutieren gemeinsam ausgewählte Texte, um gesellschaftliche wie persönliche Fragestellungen neu zu beleuchten. Dabei verbinden wir die Freude am Denken mit dem Ziel, Handlungsmöglichkeiten für die Gegenwart zu entdecken.
Wie läuft eine Tertulia ab?
Wir treffen uns jeden zweiten Donnerstag um 19 Uhr im Eine-Welt-Haus – ganz ohne Leistungsdruck oder Vorkenntnisse. Gemeinsam nähern wir uns den Texten Schritt für Schritt: Wir erkunden, was der Autor/die Autorin sagen könnte, diskutieren unterschiedliche Interpretationen und fragen uns: Was bedeutet das für uns heute? Jede Stimme zählt: Ob literarische Passage, philosophisches Problem oder aktuelle Debatte – wir ermutigen dazu, im Dialog eigene Fragen zu stellen, Widersprüche zu benennen und gemeinsam Erkenntnisse zu formulieren.
Warum Gemeinschaftlichkeit?
Kritisches Denken entsteht für uns im Miteinander. Deshalb legen wir Wert auf eine lockere, einladende Atmosphäre: Teilnehmer:innen sind eingeladen, Speisen oder Getränke zu teilen, um im Gespräch auch zwischen den Zeilen Verbindungen zu knüpfen. Hier geht es nicht um Expertise, sondern um Neugier, Respekt und die Überzeugung, dass wir durch Vielfalt der Perspektiven klüger werden.
Für wen?
Die Tertulia Freireana lebt von Menschen, die bereit sind, sich auf Unerwartetes einzulassen – ob Studierende, Künstler:innen, Aktivist:innen, Akteur:innen der Zivilgesellschaft oder einfach Neugierige. Unsere Diskussionen führen wir hauptsächlich auf Deutsch, doch der Raum ist bewusst mehrsprachig: Beiträge auf Spanisch, Portugiesisch oder Englisch sind willkommen!
Bring deine Gedanken, deine Zweifel und gerne auch ein Stück Kuchen mit – und keine Sorge, wir unterstützen uns gegenseitig beim Übersetzen und Verstehen!
Día Internacional de las Víctimas de Desapariciones Forzadas
El 30 de agosto, Día Internacional de las Víctimas de Desapariciones Forzadas, la Oficina Ecuménica por la Paz y la Justicia y la Coalición Alemana contra las Desapariciones Forzadas, en cooperación con Pacta Servanda e.V., Freizeittreff Au (FZT) y Aluna Minga e.V., le invitan a una intervención pública especial en Königsplatz en Múnich.
El acto presentará los resultados del taller «Siluetas de esperanza», en el que l*s participantes diseñaron obras creativas como máscaras y siluetas con materiales reciclados, bajo la dirección del artista colombiano Jorge Hidalgo (http://www.jorge-hidalgo.de/). Las obras diseñadas conjuntamente, que abordan el fenómeno de las desapariciones, se expondrán como parte de una instalación artística en la Königsplatz de Múnich.
Por otro lado, el programa del 30 de agosto en Múnich ofrece al público la oportunidad de ver la exposición itinerante sobre las desapariciones forzadas en México «WO SIND SIE? KEIN MENSCH VERSCHWINDET SPURLOS».
La exposición muestra 30 paneles expositivos de gran formato, sobre casos individuales de todo México, de más de cuatro décadas -desde la época de la llamada «Guerra Sucia» hasta nuestros días-. La exposición fue desarrollada en 2017 por el Grupo de Coordinación de País de México y Centroamérica (CASA) de Amnistía Internacional en Hamburgo, asumida posteriormente por la organización Partner Südmexikos e.V.
https://partnersuedmexikos.exposure.co/wo-sind-sie-kein-mensch-verschwindet-spurlos
Al final de la jornada, la artista argentina «Encantada» (@encantada.music) ofrecerá un concierto acústico con temas musicales para conmemorar a las víctimas de desapariciones forzadas en América Latina. Trova y poesía cantada desde el Sur, en solidaridad con las víctimas y contra el olvido.
¡Vengan! Les invitamos a unir nuestras voces este próximo 30 de agosto, Día Internacional de las Víctimas de Desapariciones Forzadas, para denunciar esta grave violación de los derechos humanos. Para enviarle junt*s, un mensaje solidario a los Colectivos de búsqueda, a las familias y madres que buscan:
¡No están solas!
¡Hasta Encontrarles!
Ein Aufruf an die internationale Solidarität von Eleuterio Buenaventura.
Die offiziellen Medien haben in den letzten zwei Wochen keine Umfragen über die Wahlabsichten in Kolumbien veröffentlicht. Das Verbergen der Ergebnisse scheint opportun für die regierende rechtsextreme Partei, da der Oppositionskandidat, Gustavo Petro, in diesem Wahlkampf offensichtlich eine deutliche Mehrheit auf sich vereinen kann. Ein paar Tage vor der Stichwahl am kommenden Sonntag, 19. Juni, gab es landesweit unrechtmäßige Durchsuchungen und Attacken gegen diejenigen, die beim Generalstreik vom vergangenen Jahr mitgemacht haben sollen. Kolumbiens progressive Kräfte und die Opfer des jahrzehntelangen Krieges müssen eine gewaltsame Fortsetzung der „unendlichen Nacht der Demokratie“ befürchten.
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